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Schlösser, Kirchen… jetzt fängt’s an…

Der Blick aus dem Hotelzimmer kündigt wieder einen heissen Tag an, ist aber umwerfend.

Ab halb sieben gibt’s Frühstück im Sanotel… bin um viertel vor unten… bereits hat es einige Männer, offenbar alles Arbeiter respektive Monteure, so wie sie aussehen, vielleicht auch zwei, drei Vertreter oder was auch immer. Frankreich ist ein grosses Land, ich denke um sich lange Wege zu sparen schlafen die Leute eben in Hotels. Sanotel ist günstig und bietet vielleicht für Firmen Spezialkonditionen… na ja, also genau weiss ich das natürlich nicht, aber ich stell es mir während meines Frühstücks vor. Das Teeangebot in den Hotels ist bescheiden, meist nur Early Grey und Thé Vert, mit Glück finde ich manchmal Verveine oder Lindenblüten… aber kann ja zu Hause wieder meine geliebten Kräuterteemischungen trinken.

Auch heute schläft Beat noch den Schlaf des Gerechten als ich mein Gepäck hole. Haben uns in Châteauneuf-sur- Loire verabredet… ca. 54 km.  Am Montag, 29.7. möchte ich Tours erreichen, ist nicht mehr allzuweit und meine Etappen werden kürzer werden. Habe vor in Orléans einen Tag Pause einzuschalten. Die Wettervorhersagen kündigen für Donnerstag und Freitag starke Gewitter an. En verra…

Vorbei an einer langen Eisenbahnbrücke, die sich in einer endlosen Steinbogenbrücke fortsetzt um das Höhenniveau zu halten, fahre ich über den gewohnten Damm Weizenfeldern entlang Richtung Sully-sur-Loire. Es läuft geschwind auf diesen geteerten kleinen Strässchen… inzwischen hab ich keine Mühe mehr über 10 km eine Geschwindigkeit von 23 km/Std zu halten. Natürlich für geübte Velofahrer ist das nicht’s Besonderes, aber für mich ist’s doch eine anständige Geschwindigkeit, vor allem ohne grosse Anstrengung ;-)…

Schon bald tauchen die vier Kühltürme vom “Centre électrique de Dampierre-en-Burly”, schon wieder 4 Atommeiler, sie treten hier an der Loire massiert auf… Frankreich!

Die 10 km, die der Veloweg die stark befahrene D951 umfährt kürz ich auf 5 km, in dem ich doch der D951 folge, zur Abwechslung mal mit Helm.

Der Loire entlang fahr ich ab und an mitten durch dichte Fliegenschwärme, die an meinen mit Sonnencreme gefetteten Armen und Beinen zu dutzenden kleben bleiben… zum Glück hab ich wieder eine Brille ;-)… aber es sind Fliegen und keine Mücken. Immer noch habe wenig mit Mücken zu kämpfen!

Schon um halb zehn erreiche ich Sully-sur-Loire. Hier soll das erste grosse Loireschloss stehen. Kurz bevor ich die obligate Loirebrücke erreiche stosse ich auf den Eingang eines Parks. Neugierig biege ich ab und fahre durch einen parkähnlichen Wald, verwildert und doch gepflegt. In weiter Ferne sehe ich einen Turm… immer näher kommt er, wird grösser, die Sicht aber immer noch eingeschränkt durch den Wald… dann plötzlich endet der Wald und links ind rechts des Turms das Schloss Sully… ist wirklich beeindruckend. Rolle rundherum und narürlich: fotografiere…

Das Schloss öffnet erst um 10.00… Besichtigung… mmmm… es werden noch dutzende folgen. Fahre lieber in den Ort und….???? natürlich meinen Café au Lait. Also morgens entspricht das Bild Frankreichs den Vorstellungen, Männer und Frauen gehen mit ihren Baguetts unter dem Arm durch’s Dorf… bleiben stehen, halten ein Schwätzchen.. trinken ihre Cafés in den Bars… wie mannfau sich’s vorstellt…

Fahre weiter vorbei an einer nicht mehr benützten Eisenbahnbrücke… diese Eisenkonstruktionen und Perspektiven faszinieren mich einfach, leider ist die Brücke mit einem hohen Gitter abgesperrt…

Ein Stück weit führt heute der Weg mal unterhalb des Dammes auf der abgewandten Loireseite und die Autos dürfen zur Abwechslung mal auf dem Damm fahren… na ja auch die Pferdestärkenliebhaber sollen mal das Vergnügen haben, ich gönn’s ihnen grosszügig…

Aber schon bald bin ich wieder auf dem Damm und bleibe trotz brütender Hitze stehen. Den Schmetterlingen und anderen Insekten scheinen bei diesen Temperaturen erst richtig in Fahrt zu kommen… es flattert und brummt um mich und ich kann es nicht lassen und schlage mich mit meinem kleinen Fotoapparat in die Blumen…

Aber der Himmel wird immer dunkler… bei St-Benoit-sur-Loire, einer riesigen Basilika, Überbleibsel einer uralten Benediktinerabtei halt ich noch an, aber irgendwie kann ich es nicht geniessen. Dunkler und dunkler wird der Himmel… überall um mich herum sehe ich diese Regennebel, die Wolken hoch aber dunkel… beschliesse schnellstmöglich nach Châteauneuf zu fahren… wenn sich’s vermeiden lässt muss ich nicht unbedingt im Regen fahren. In Germigny-des-Près hat es eine vorromanische karolingische Kirche, aber ich fahre im Eiltempo daran vorbei.

Von Unterwegs rufe ich Beat an und mache mit ihm in Châteauneuf ab, vielleicht können wir heute zusammen ein Hotel suchen und danach nochmals mit Pferdestärken zurückfahren um uns eine wenig umsehen… der Vorteil, wenn mann Freunde mit Pferdestärken hat ;-)…

Als ich in Châteauneuf ankomme sind die Strassen nass, es hat kurz aber heftig geregnet. Beat trifft auch bald ein. Es stehen uns zwei Hotels zur Auswahl… wir entscheiden uns für das charmantere Hotel de la Capitainerie, dass allerdings erst um 15 Uhr öffnet. Rufe an der angegebenen Nummer an und die Madame kommt prompt an die Türe… das Zimmer aber erst um 15 Uhr bezugsbereit…

Also fahren wir mit dem Auto zurück, nachdem ich mein Velo und das Gepäck beim Hotel eingestellt habe… sie sind beeindruckend diese Kirchen… die Säulen des Einganges von St-Benoit erinnert mich ein wenig an die muslimischen Moscheen von al-Andaluz, fast ein wenig ketzerisch, aber trotzdem… 

Wir trinken noch was in St-Benoit, tauschen unsere Eindrücke aus und beobachten das Leben in diesem kleinen “Kaff”, fahren dann nach Germigny…

Die karolingische Kirche von Germigny gefällt mir besser in ihrer uralten Schlichtheit… 1400 Jahre ist dieser Bau alt!! Die Stimmung beeindruckt…

Zurück in Châteauneuf beziehen wir unser Zimmer, entgegen Vereinbarung ein Doublelit anstelle von Deux lits aber was solls… la Madame palavert mir eindeutig etwas zuviel… aber wir kommen auch so zurecht…

Apéro in der einzigen noch offenen Bar am Platz, die aber auch schliesst… wieder das selbe nicht den Vorstellungen Beats entsprechende Bild… vieles geschlossen, ich mache ihm Hoffnung: in Orléans wird’s dann bestimmt nicht so sein. Aber wir finden ein kleines Restaurant in dessem kleinen, aber liebevoll hergerichtetem Hinterhof wir Abendessen. Ich wähle Spaghetti á la Bolognese, nicht gerade französisch, aber nach zwei Wochen ohne Teigis bin ich auf Entzug. Die Sauce dürfte etwas mehr Pfiff haben aber mann isst auch keine Spaghetti in Frankreich… dafür ist der Dessert mehr als vorzüglich süss ;-)…

Nach einem Abendspaziergang durch die verlassenen Strassen begeben wir uns in unsre Capitainerie ins Bett…

et comme toujours… les photos

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