Hochsommerliche Velotour – 4 Seen und ein Bach
29. Juni 2019
Uster – Luzern (84 km) – Dallenwil (mit Zentralbahn)
Heute fahre ich nach Luzern, eigentlich nach Dallenwil, aber da die Strecke von Luzern über Horw/Hergiswil bis nach Stans nicht sehr schön ist, werde ich sehr wahrscheinlich von Luzern nach Dallenwil den Zug nehmen – ausserdem wären es gut 100 km und das ist mir dann doch etwas viel bei diesen Temperaturen – mann soll’s ja nicht übertreiben. Ich kenne den ganzen Weg – trotzdem freue ich mich auf diesen hochsommerlichen Veloausflug. Wie vorgenommen stehe ich um 4:30 auf damit ich um 5 abfahren kann. Und so fahre ich wirklich um 10 nach 5 los. Der Tag fängt gerade erst an und die Luft noch einigermassen frisch auf der Haut, mehr als kurze Hosen und T-Shirt braucht es allerdings nicht. Die Strassenlampen brennen noch und es ist sehr ruhig um diese Zeit in den Ustermer Strassen. Auf dem Weg Richtung Bahnhof begegnen mir allerdings doch schon einige Frühaufsteher… bei diesen Temperaturen die einzig vernünftige Zeit. Fahre durch’s Jungholz über Wildsberg nach Greifensee und dort an den See. Habe mir vorgenommen heute an allen vier Seen an denen ich vorbeifahre ein Bad zu nehmen. Das Bad Greifensee ist verschlossen – wird erst um 8 geöffnet. So fahre ich daneben direkt an den See. Der Strand voller Enten, die um diese Zeit noch (meistens) ungestört ihre morgendliche Entenkonferenz abhalten. Aber sie scheinen sich durch mein Auftauchen nicht wahnsinnig gestört zu fühlen. Aus ihrem Geschnatter meine ich auch heraus zu hören, dass sie sich um diese Zeit sicher noch nicht verziehen werden vor den Menschen, die ja sonst schon den ganzen Tag ihre Plätze am See einnehmen – alles was Recht ist, um diese Zeit einfach noch nicht! Also 1. See, 1. Bad… zaghaft tauche ich den ersten Fuss ins Wasser, irgendwie noch in der Annahme, dass es schön frisch sein wird – aber nein! – das Wasser lauwarm! Kurzer Schwumm – auch das Floss gehört um diese Zeit noch dem Fischreiher. Trocknen und weiter geht’s Richtung Zürich. Durch das kleine wunderscönen Weidriet an die Glatt. Inzwischen ist es 6 Uhr geworden und wie immer pünktlich kommen die ersten Südanflügler. Einer nach dem Anderen, im 3 Minuten Takt, fliegen sie den Flughafen Kloten an. Hier sind sie noch einigermassen hoch, doch je weiter ich Richtung Stettbach fahre desto niedriger, lauter und damit störender. Ist tatsächlich eine Beeinträchtigung wenn da im 3 Minuten Takt diese, zum Teil riesigen Blechdinger, über einen hinwegdüsen. Mannfrau sollten sich das wirklich morgens um 6 mal in freier Natur aus nächster Nähe ansehen/hören um sich dann beim nächsten Anflug auf Kloten zu erinnern was sie da für die Anwohner (Mensch, Tier und Pflanzen) verursachen – nur um irgendwo zu shoppen oder einige Tage oder im besten Fall Wochen am Meer zu verbringen. Dübendorf streife ich nur kurz durch den alten Ortszeit Wil, weiter an der Schiessanlage vorbei Richtung Stettbach. Ganz kleine kurze Steigung zum Gfellergut (Stiftung für Jugendliche), dass in den vergangenen Jahren umfassend renoviert wurde – wenigstens von Aussen. Inzwischen auch schon mehr Veloverkehr. Viele sausen in einem – für mich – Irrsinnstempo an mir vorbei. Frage mich immer wieder – ist das der Sinn des Velofahrens. Mannfrau kann lange darüber diskutieren. Für mich ist ein Velo nicht unbedingt gemacht um mit 45 km/h durch die Landschaft zu rasen. Irgendwie scheint es mir surreal und ich stehe dem ganzen ambivalent 😉 gegenüber. Überhaupt, seit ich von meinem kurzen Abstecher ans Mittelmeer zurück bin scheint mir die Welt hier doch sehr eilig unterwegs zu sein. Natürlich hat nicht jeder das Privileg mal eine Zeit lang Arbeitslos sein zu dürfen, doch ist es eine einmalige Erfahrung um Abstand zu bekommen. Also – weiter am Restaurant Ziegelhütte vorbei…. streife Schwammendingen Mitte ganz am Rand… bevor es wiederum ein wenig bergauf Richtung Irchel geht. Vorbei an der UZH, wo schon eifrig an den neuen Gebäuderiesen gearbeitet wird, über den alten Strickhof hinunter Richtung Milchbuck. An der Pauluskirche vorbei geht’s dann der ganzen Scheuchzerstrasse entlang bis ich via Sonneggstrasse beim Unispital in die Rämistrasse einbiege und runter Richtung Bellevue fahre. Inzwischen fast halb 8 und der morgendliche Berufsverkehr voll im Rollen. Über die Quaibrücke, auf der Richtung Bellevue bereits Morgenstau herrscht. Trotzdem Limmatabwärts immer der gleiche „ist-Zürich-nicht-eine-schöne-Stadt-Effekt“. Am Bürkliplatz sehr hektisches Treiben, Autos, Trams, Busse, Fussgänger und Velofahrer die an mir vorbeisausen… uhhh…. Im „Rentenanstalt-Park“, weiss nicht ob er so heisst – auf Google-maps finde ich nur „Arboretum“ – also hier der 2. See, 2. Bad 😀… bin, obwohl inzwischen erst 7:30, nicht der Einzige… aber trotzdem noch alles schön frisch und auf städtische Art auch noch schön ruhig. Der Zürichsee auch ganz schön warm – also gar kein uuuubbbbrrrr „ist-das-kalt-Effekt“. Geniesse den Schwumm… nach dem Trocknen geht’s dann weiter am Bahnhof Enge vorbei, die Bederstrasse hoch und dann unter der Sihlhochstrasse entlang Richtung Allmend. Hier strömen die Velofahrer jetzt in Scharen Richtung Stadt zu Arbeit, Spiel und Spass…. Auf der Allmend immer noch die Hündeler unterwegs, war schon immer so und ist immer noch so. Die Wunden, die der Bau des Uetlibergtunnels und dessen Zufahrten hinterliess sind inzwischen komplett verheilt und die Natur sommerlich halbwild-gepflegt schön. Ende Allmend dann unter den gewaltigen Betonbrücken der Autobahnzufahrten zum Uetlibergtunnel durch Richtung Leimbach… danach der Sihl entlang nach Adliswil. Hier gönne ich mir, ganz nach französicher Gewohnheite, einen Kaffe mit Gipfeli und Schoggigipfel – nicht zu vergleichen mit einem butterfetttriefendem Croissant aber auch fein. Danach geht’s immer der Sihl entlang weiter. Schön kühl, da meist bewaldet. Ist immer eine sehr schöne Fahrt, vorbei an Langnau, durch den Sihlwald. Ein rotes Sihltalbähnli rattert an mir vorbei. Treffe nur noch vereinzelte frühe Wanderer und Biker, zwei Schulklassen. Bald schon bin ich an der Ausfahrt des Zimmerbergtunnels… der IR75 Luzern-Konstanz rauscht vorbei und gleich anschliessend der IC2 Bellinzona-Zürich. Von hier geht’s der Sihltalstrasse entlang Richtung Sihlbrugg, seit der Fertigstellung der A4 durch’s Säuliamt ist der Verkehr hier erträglich geworden. Übrigens der ganze Veloweg durch’s Sihltal ist der Veloweg No. 94 „Areuse, Emme, Sihl“ – möchte immer mal den ganzen Weg fahren – wäre vielleicht noch ein Projekt für die nächsten 2-3 Wochen. In Sihlbrugg noch ein Stück entlang der Strasse Richtung Autobahn – aber schön auf getrenntem Velostreifen, dann geht’s links weg Richtung Baar und schon bald der Lorze entlang Richtung Zugersee. Um 11 erreiche ich den 3. See = 3. Bad… wunderschön hier am Zugersee auf der Höhe des Zuger-Stadtteils Lorzen – kaum Menschen auf den Wiesen… der See doch etwas erfrischender/kühler als der Zürichsee. Danach rolle ich dem Zugersee verbotenerweise auf dem Spazierweg direkt dem See entlang, aber um diese Zeit begnet mir nur eine kleine Schulklasse. Etwas weiter dann noch ein FKK-Strand… was mann da alles entdeckt. Cham, Hünenberg, vorbei am Golfplatz Holzhäusern Richtung Rotkreuz. Langsam wird’s heiss. Habe mich für den Weg entlang der Reuss entschieden (Veloweg No. 9). Alternativen: Richtung Brunnen und dann die Fähre Gersau-Beckenried, allerdings oft Kantonsstrassen entlang… oder via Küssnacht a.R. durch den Meggerwald – aber starke Steigung nach Küssnacht = schwitzen. In Rotkreuz, dass in den vergangenen Jahren gewaltig gewachsen ist, esse ich in einer Bäckerei ein kleies Käsebrot, dazu ein Coca-Cola für den Zuckerspiegel. Der Weg entlang der Reuss leider oft der Autobahn A14 entlang, dafür viel Wald und Flach = komme schnell vorwärts, was bei der Hitze für mich den Ausschlag gibt. Dieser Weg entlang der Reuss wäre wunderschön ohne Autobahn – aber was soll’s 😏. Die Reuss hat einen hohen Wasserstand und einen kräftigen „Zug“ drauf… vermutlich alles Schmelzwasser, die Gletscher verlieren ja angeblich tonnenweise Eis und auch der letzte Schnee in den Bergen nimmt in diesen heissen Tagen kräftig ab. Nach Emmenbrücke führt der Weg direkt Reuss entlang in die Stadt Luzern. Unter den Autobahnbrücken fehlt nicht viel, dass die Reuss den Weg überschwemmt. Und dann bin ich auch schon mitten in Luzern – inzwischen kurz vor 14 Uhr. Durch Touristenströme durch die Altstadt, diese Seite kenne ich gar nicht so, am Bahnhof und KKL vorbei zur „Ufschütti“ um im 4. See mein 4. Bad zu nehmen. Etwas müde nach 83 km und Hitze erschlagen mich die vielen Menschen ein wenig. Trotzdem, der Vierwaldstättersee wunderbar erfrischend und der Zugang über einen Sandstrand sehr bequem – nicht diese Steine wie an allen anderen vorhergehenden Seen. Kurzer Abstecher in den Coop im Bahnhof, wo ich die Zutaten für den versprochenen Nudelsalat kaufe. Danach 15:10 mit der Zentralbahn Richtung Engelberg bis Dallenwil. Kurzer Halt im Volg, dann den Berg rauf zum Haus von Andi. Hier, trotz Hitze recht angenehm, bereite ich den Nudelsalat für das Abendessen vor, bevor ich dann zu guter Letzt noch ein kühles Bad im Steinibach nehme – gar nicht so kalt wie erwartet. Und zum Schluss noch einen schönen Sommerabend mit Andi auf der Terasse. Schön, wenn mann sich einfach so treiben lassen darf!
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