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Genève – Jons / Tage 8 – 11

6. – 9. Juni 2019

Tag 8: 6. Juni 2019 / Genève – Seyssel (61 km)
Heute verlasse ich bekannte Wege. Halb acht verlasse ich Genf, vorbei an den riesigen tpg Werkstätten (Transport Public Genevois). Und dann geht’s auch gleich der Rhone entlang, die ich in den kommenden Tagen bis Lyon und darüber hinausen begleiten werde. Vororte Lancy, Onex, bei Confignon sehe ich schon weit zurück nach Genf und obwohl das Wetter nicht schön, lässt mich die Weite aufatmen 😅. Über einen Naturweg durch ein Naturschutzgebiet der Rhone entlang geht’s nach La Plaine. Dort wiedermal interessante Eisenbahnbrücke, respektive der Weg darunter. Während der Auffahrt nach Avully fängt es an zu regnen. Stelle mich unter das Dach eines kleinen Steinhäusschens, könnte früher mal ein altes Wartehäusschen gewesen sein. Heute hat darin eine Drechslerin ihr Atelier. Sie lädt mich zu einem Kaffee ein und in Ruhe schweigend schauen wir dem Regen zu. Erfahre dann doch noch, dass Sie vor allem Pfeffermühlen aber auch viele Reperaturen macht. Im Moment ist sie gerade an der Nachbildung eines Holzteiles eines Kirchturmuhrwerkes. Es hört nicht auf zu Regnen, fahr aber trotzdem weiter, halte aber schon bald wieder an einem Bushaltewartehäusschen und ziehe mir die Regenhose an. Dann über einen Hügel durch den Wald über die Grenze, eine echt grüne Grenze. Das Zollhäuschen verlassen. Die Strasse Nachts von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr geschlossen. Jetzt also bin ich in Frankreich! In Vulbens regnet es so stark, dass ich in einem Tabac/Kiosk/Epicerie-Lädelchen ein Pause einlege, einen Café renversé trinke und auf das Ende des Regens warte. Gemäss Wettervorhersage soll es am Mittag besser werden. Tatsächlich hört es auch wirklich auf und ich fahre weiter um die Spitze des Hügelzuges (1002m) des „le Vuache“ herum und dann an der Westflanke des Bergzuges 200m in die Höhe… geht gut die Steigung. Für eine Weile weg von der Rhone. Oben angekommen werde ich belohnt mit einer weiten Aussicht über ein Plateau. Von jetzt an geht es fast nur noch leicht bergab nach Seyssel, eine leicht hügelige Landschaft mit Feldern und Wäldern. Zum Schluss nach Usines geht’s dann die 200m von heute Mittag wieder runter nach Seyssel, ein Vergnügen. In Seyssel schlage ich auf dem Zeltplatz mein Zelt auf. Beim Apéro-Bier direkt an der Rhone wunderschöne Stimmung… auf der anderen Flussseite geniesse ich ein wirklich delicieuses Abendessen. Zum ersten Mal gibt’s Wein, da in Frankreich zahlbar… un quart = EUR 5.50… das liegt drin. Danach ab ins Zelt. Die neue Schlafmatte hat sich echt gelohnt. Es schläft sich wunderbar darauf und sie ist trotzdem kleiner und leichter als die alte Matte war. Heute war wiedermal ein rundum guter Tag, trotz Regen konnte ich die Fahrt in vollen Zügen geniessen und ich hatte ein bisschen das Gefühl von Freiheit und konnte meine Gedankenkreise durchbrechen und vergessen.

Tag 9: 7. Juni 2019 / Seyssel – Belley (Conod) (43 km)
Heute geht’s nach Conod, wo ich mir ein Zimmer in einem BnB gebucht habe, da für den Abend Gewitter und Regen vorhergesagt sind. Der Weg heute wirklich mehr oder weniger immer der Rhone entlang. Die Rhone wird hier ständig gestaut – es folgt ein Flusskraftwerk nach dem anderen, betrieben von der CNR (Compagnie Nationale du Rhône). Die künstlichen Staubecken liegen oft neben der noch immer „wild“ dahinfliessenden Rhone. Komplizierte Bauwerke. Der Veloweg übrigens schon seit Genf als „ViaRhona“ ausgezeichnet als Teil des Europäischen Veloweges No. 17. Ist einfach sehr angenehm immer den Schildern nachzufahren anstatt ständig die Karte lesen zu müssen. Was für mich auch immer bedeutet Velobrille aus, Lesebrille an 🙄. Allerdings habe ich mir vor der Abfahrt noch einen Smartphonehalter für den Lenker gekauft, der sich sehr zu bewähren scheint! Bald in Chanaz, dem Venedig der „Haute-Savoie“… na ja, sehr klein und schön, aber trotz normalem Freitag ist schon recht was los. Fahre daran vorbei und setze mich danach auf eine Bank für eine Pause. Auf einem Damm geht’s weiter. Es bläst inzwischen ein kräftiger Westwind, der einem das Pedalen schwer macht. So wäre das also am Meer, bis heute habe ich davon nur gehört und noch nie selber erlebt. Ist recht mühevoll und kann am Meer sicherlich noch extremer sein. Bei Belley muss ich wegen dem BnB den Veloweg verlassen und über eine Brücke, die alles Andere als Velo- oder Fussgängerfreundlich ist. Wirklich mühsam diese Autos – ehrlich – immer wieder. Aber ich schaffe es und erreiche mein BnB. Geführt von einer Secondo, Tunesierin, sehr hübsch und sympathisch, der Vater mit diesem traditionellen Käppi, die Mutter mit Kopftuch, also etwas mehr, und diesen langen Gewändern, weiss nicht wie sie genannt werden. Ist sicherlich auch nicht einfach… Da ich nicht mehr über diese Brücke möchte, der Wind immer stärker bläst, bestelle ich mir einfach eine Pizza – nichts spezielles, aber stillt den Hunger.
Auch heute ein recht guter Tag… die Stimmung so lala… ist schon verrückt diese Schwankungen. Habe natürlich auch Zeit mich ihnen hinzugeben oder mich auf sie einzulassen, wie auch immer mannfrau es nennen möchte. So schön es ist mal nicht arbeiten zu müssen. Auf der anderen Seite gibt einem die Arbeit auch Struktur und lässt wenig Zeit um sich Gedanken zu machen.

Tag 10: 8. Juni 2019 / Conod – Lagnieu (92 km)
Heute habe ich open end. Das Wetter ist recht instabil. Vergangene Nacht hat es ziemlich geregnet. Heute morgen scheint aber die Sonne und er Himmel fast wolkenlos blau. Für diese Nacht sind wieder die gleichen Voraussetzungen und ich habe einfach keine Lust auf Regen im Zelt vor allem wenn es nicht trocknen kann. Für morgen Sonntag sind die Voraussagen gelinde gesagt beschissen. Fahre um halb 8 los. So früh am Samstagmorgen kein Verkehr und ich komme gut über die Brücke und zurück auf die „ViaRhona“. Es rollt von Anfang an gut heute, schön frisch die Luft, muss doch die Jacke anziehen. Nach Virginin geht’s durch eine enge Schlucht, die sich die Rhone zwischen zwei Hügelzügen gegraben (?) hat. Weiter geht’s auf super Veloweg schnell voran durch Felder, Wäldchen und immer wieder der Rhone entlang. Wunderschöne Landschaft. Wär also mal was: von Genf nach Lyon mit dem Velo, bis jetzt sehr schön, immer wieder idyllisch. Alles geradeaus, da fliegen die Gedanken und so vor sich hin… geniesse das Fahren, die Landschaft, trotzdem kreisen die Gedanken um den Sinn dieses Weges – kann es nicht lassen. Um halb eins habe ich die 50 km bis Morestel bereits hinter mir. Kaufe mir ein Sandwich, rolle durch das alte Städtchen auf der Suche nach einem Plätz zum Essen. Finde aber nicht’s was mir passt und so fahre ich weiter Richtung Monatlieu-Vercieu. Verlasse die Rhone, der Weg zwischen Hügelchen und kleinen Seen. Sehr SEHR idyllisch diese Landschaft, fast kitschig immer wieder der Mohn und diese blauen Blumen (?) in den Kornfeldern. Finde sogar ein Bänkchen und esse das halbe Sandwich, ein ganzes ist mir zuviel. Mir reicht eines für zwei Mittagessen. War schon vorgestern und gestern so. Dann kommt schon dieses Montalieu-Vercieu, so auf der Velokarte. Angeschrieben stand immer Vallée Bleu und jetzt sehe ich was das ist. Ein Freizeitpark wie ihn mindestens ein Teil der Franzosen offenbar lieben. Aquapark. Autos und viele Menschen. Einen Zeltplatz hat es aber in diesem Lärm passt es mir nicht. Ausserdem ist hier offenbar das Wochenende auch noch das Treffen der Europäischen Lastwagentuner, gewaltige Dinger. So entschliesse ich mich nach 75km noch ein Stück weiterzufahren. Heute läuft es aber auch und strengt mich nicht an. Allerdings fängt jetzt wieder dieser Westwind an zu blasen und macht mir dann doch zu schaffen. Bei Lagnieu mag ich nun doch nicht mehr – 90 km – für mich ist das viel. Ich rolle durch Lagnieu und finde noch ein Hotel, dass noch ein zahlbares Zimmer frei hat. Geteilt in zwei wären die Preise easy aber alleine schlägt es doch aufs Budget eines Arbeitslosen (nicht vergessen 😏). Trotz kräftigem Wind ee ich in einer Brasserie draussen… nicht’s weltbewegendes aber kostest inklusive Bier, Wein, Essen, Desser! und Café auch nur EUR 20.00.

Tag 11: 9. Juni 2019 / Lagnier – Jons (42 km)
Diese Nacht hat es begonnen zu regnen. Tönt schön, das Rauschen des Regens auf den Blättern. Wäre verlockend jetzt liegenzubleiben… aber schliesslich widerstehe ich, das Zimmer ist teuer und morgen soll es auch Regnen. Also kann ich auch weiter ins nächste Hotel – so komme ich wenigsten weiter – wohin auch immer. Nach dem Frühstück montiere ich meine Regenkleider, eingepackt von oben bis unten inklusive Schuhe. Steige aufs Velo und fahre als erstes zum Supermarkt um mir eine neue Flasche Wasser zu kaufen. Wow, da ist was los! Sonntagmorgen, Regen – da geht mannfrau offenbar einkaufen… dann weiter durch den Regen. Es schiffed würde ich sagen, es tröpfelt nicht einfach so vor sich hin. Aber es geht… die Kleider halten und super ist die Schuhverkleidung, die ich mir noch bei Veloplus bestellt hatte. Die Schuhe bleiben wirklich trocken! Es hat auch was Schönes so durch den Regen zu fahren. Die Nebenstrassen leer und die Vögel pfeifen trotzdem, denen scheint der Regen schnuppe zu sein. So fahre ich meine geplanten 42 km bis Jons durch den Regen. Es hört wirklich kein einziges Mal auf – ab und an halte ich mal unter einem dichten Baum oder unter einem Dach, einfach um mal schnell keine Regentropfen im Gesicht zu haben. Weiter als Jons will ich nicht, danach sind es noch 27 km bis Lyon und irgendwie habe ich keine Lust auf die Stadt. Denke fahre morgen auch bei Regen bis Lyon und nehme dann den Zug wieder raus. Habe gelesen, dass die Einfahrt nach Lyon auf der ViaRhona von Nordosten gut geht, die Ausfahrt sei jedoch noch ein Alptraum auf den Strassen… das muss ich mir ja nun nicht antun. Und so komme ich denn früh im Hotel Bridge (Best Western) an, das direkt an der Rhone liegt. Es ist ruhig und ich werde sehr freundlich empfangen. Ist ein bischen luxuriös, gefällt mir. Rekle mich den Rest des verregneten Nachmittags auf dem Bett, drausschen rauscht der Regen auf Blätter und in die Rhone. Nochmals raus möchte ich nicht und so macht mir die Frau Hotelier einen kleinen Salat, wirklich frisch, und ein Croque Monsieur, dazu zwei Gläser Fleurie. Keine anderen Gäste, die fahren alle mit dem Auto ins Restaurant… deshalb schön ruhig, geniesse es. Morgen geht’s dann wie gesagt nach Lyon, egal ob Regen oder nicht. Danach habe ich mir ein Airbnb-Appartment für CHF 40.00 die Nacht in Vienne gebucht, gleich für Dienstag auch noch. Das Wetter soll dann immer noch schlecht sein und ausserdem brauche ich mal einen Tag ohne Velo. Wäre dann der erste innerhalb von 12 Tagen.

Bilder…

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