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Toulouse…

Donnerstagmorgen – es regnet und zwar ziemlich richtig als ich um halb acht erwache… schlafe nicht mehr ein, lese und rekle mich einfach so im Bett rum – Ferien! Die Baustelle macht krach aber ich schliesse das Fenster und dann geht’s… so richtig haben sie heute morgen auch wirklich erst um halb neun angefangen. Auf der Orientierungstafel steht: jeweils von 9:00 – 16:00…
 
Gegen halb elf hört es auf oder nieselt nur noch ein wenig… ziehe Regenjacke an und wage mich mal auf die Strasse. Vor dem Hotel zwänge ich mich an der Baustelle vorbei… über die Rue de Langedoc zum Place de la Trinité wo ich gestern abend beim Apéro ein Café mit Viennoserie (= Croissant, Chocolatine, Croissants mit Vanillecreme ect.) gesehen hatte. Gemütlich meinen Café au Lait schlürfend und ein richitg buttrigfettiges Croissant mampfend schaue ich mir das vormittägliche Treiben auf dem Platz an. Ich glaube ich muss mich einfach an diese Stadt gewöhnen – quasi keine Liebe auf den ersten Blick aber vielleicht eine Liebe die wachsen kann 😉…
 
Danach lasse ich mich einfach mal durch die Gassen Richtung La Dourade zur Garonne treiben, dort soll es gemäss Velokarte einen Veloladen haben, vielleicht hat der ja anständige Brillen. Die Häuser sind hoch, 3 bis 4-stöckig und dadurch werden die schmalen Gassen eng, ein wenig zu Schluchten. Mit einer autofreien Innenstadt haben sie’s noch nicht so hier in Toulouse. Morgens wird auch geliefert und da die Gassen so eng sind bleibt den Lieferwagen nicht’s anderes übrig als einfach mitten auf den Gassen zu halten und so staut sich dann dahinter alles. Aber ganz ruhig geht das ab… ohne Aufregung. Essen kann mannfrau hier offenbar international und auch sonst gibt es so ziemlich alles zu kaufen – hier sind die Läden klein und sympathisch. Keine Brille im Veloladen… jä nu… spaziere langsam wieder zum Hotel… gefällt mir schon besser, dieses Toulouse. Die Altstadt finde ich schön mit den Häusern aus roten Ziegeln, deshalb „La Ville Rose“, die kleinen Läden, Cafés, Salon de Thés, Bars und Restaurants, sie scheint zu leben. Nochmals an diesem Café von heute morgen vorbei wo ich mir einen Quinoa-Salade kaufe, mit in’s Hotel nehme und auf einer Art Veranda esse….
 
Lege mich auf’s Bett und lese aber döse einfach so weg und wache erst nach anderthalb Stunden wieder auf. Ist doch schön wenn mann sich so treiben lassen kann. Am Nachmittag ziehe ich die Kreise grösser, mit dem Velo. Fahre zum Palais du Justice von wo die Tram T2 angeblich zum Flugplatz fährt, wo morgen Sibylle ankommt – ein bisschen rekognoszieren 😉… dann zurück in’s Zentrum. Place du Président Wilson, hier sind die teuren Boutiquen, alles vertreten was Rang und Namen, sehr teuer und mondän. An der Métro-Station Jean-Jaurés kaufe ich 3 Billete für das Tram morgen zum Flughafen. Zurück dann über den berühmten Place du Capitole. Ein grosser Platz, an der einen Seite das berühmte Capitole von Toulouse, ist auf vielen Bildern von Toulouse drauf, in der Nacht auch angestrahlt. Der Platz aber verstellt mit Blutspendewagen, so dass die Wirkung des Platzes nicht zu Geltung kommt – aber Blutspenden finde ich, dafür lohnt es sich den Platz zu verstellen. Trotzdem voller Touristen hier. Dann rolle ich langsam wieder Richtung Hotel, eher durch die kleinen Gassen, die mir besser gefallen als diese mondänen Strassen und Plätze mit den vielen Menschen.
 
Am Abend esse ich gleich in dem Restaurant neben der Pizzeria von gestern – auch sehr fein – und der Platz immer noch schön klein und ruhig hier.
 
Freitag Morgen: Der Presslufthammer weckt mich um 8… es regnet wieder, nur leicht, trotzdem: kann also nochmals einfach liegenbleiben. Bevor ich das Fenster schliesse schaue ich den Bauarbeitern zu. Wirklich erstaunlich was die so leisten. Am Morgen stellen sie quasi die ganze Baustelle wieder, rei ssen dann eine kurze Strecke der Strasse auf, verlegen was es zu verlegen gibt, ich glaube es handelt sich um elektrische Leitungen, gegen 3 beginnen sie dann die Löcher wieder zuzuschütten, Erde feststampfen, Teer darauf oder zum Teil werden die Gruben auch einfach mit grossen Metallplatten verschlossen. Je nach dem wie gut die Metallplatten austariert sind tönt dass dann jeweils “tatam tatam” wenn die Autos wieder drüber fahren, Nachts manchmal störend 🙄. Das alles mit zwei Baggern, einem Lastwagen, der kommt und geht und vorbeigehenden Passanten und Velofahrern – die Arbeiter müssen sich wirklich konzentrieren damit keine Unfälle passieren.
 
Frühstück verbinde ich heute mit Mittagessen, anstatt Croissant gibt’s ein grosses Sandwich mit Salat, Tomaten und Käse. Danach rolle ich noch ein wenig durch die Stadt bevor ich dann am späteren Nachmittag Sibylle am Flughafen abholen werde. Komme an der Basilique Saint-Sernin vorbei. Angelockt durch Orgelklänge betrete ich die grosse Kirche, setze mich eine Weile in die Bänke und höre dem Üben des Organisten zu – grosse Töne, die in dieser hohen Halle weit tönen. Danach lasse ich mich weitertreiben und komme am Convent des Jacobins vorbei, einem ehemaligem Dominikanerkloster. Die Kirche ist wunderschön und mit den Säulen in der Mitte sehr speziell. Ausserdem ist da noch ein wunderschön erhaltener Kreuzgang, der den Lärm der Stadt aussperrt und zum sinnieren über frühere Zeiten einlädt.
 
Ich gewöhne mich an die Stadt, habe nun die Orientierung und finde mich gut zurecht… langsam gefällt sie mir sogar sehr… die ruhigen Gassen und kleinen Läden…
 
Um vier mach ich mich auf zum Flughafen. Mit der Tram T2 30 Minuten… durch die Vorstadt und vorbei an all den Firmen die sich rund um den Flughafen angesiedelt haben. Viel Luftfahrt- und Raumfahrttechnik – unter anderen Airbus, die hier ihre Flugzeuge zusammenbauen. Der Flughafen von Toulouse ist gleichzeitig der Versuchsflughafen von Airbus. Tram hält direkt vor dem Flughafengebäude… so warte ich in dieser anderen Welt auf den Easyjet-Flug von Basel der pünktlich, ja sogar 5 Minuten zu früh landet. Freudiges Wiedersehen 😀, aber bis dann das Velo auch noch da ist dauert es noch eine Weile. Wir nehmen das Velo so wie es ist, verpackt in den Velosack in’s Tram um es dann in Toulouse auszupacken und wieder zusammenzusetzen.
 
Also – Palais du Justice – Endstation. Das Velo auf der Fussgängerzone, die ist schön gross und breit und autolos, aus dem Sack raus. Vorderrad und Pedalen sind schnell montiert. Etwas ramponiert kommen die Velos schon immer an nach so einem Flug. Und der Lenker!! Sibylle hatte ihn in Basel noch schnell schnell gelöst und gedreht – in eine Linie mit dem Velo. Irgendwie hat er sich aber komplett einmal verdreht und ist „verhocket“. Wir können ihn keinen Millimeter bewegen – shit!! 😏 So beschliessen wir das Velo so mit zum Hotel zu nehmen und morgen zu einem Velomech zu gehen. Doch… da kommt ein Wunder gefahren. Von weitem sehe ich eine Frau auf einem gelben Velo mit Anhänger und allerlei Gestänge um’s Velo, auch Velopneus sind da festgemacht. Sie sieht mich fragend an, ich zeige hilflos auf’s Velo. Sie kommt zu uns – es ist eine fahrender Velomechanikerin. Mit ihrer Hilfe und etwas Silikonspray bekommen wir den Lenker bald in die richtige Stellung 👍  😅, ausserdem hat sie eine anständige Pumpe dabei (im Flugzeug sollte mannfrau die Luft aus den Pneus nehmen – wegen dem Luftdruck) und auch die Schutzbleche richtet sie geübt und mit dem richtigen Werkzeug. Das war wirklich wie ein Wunder, ein Engel, der genau im richtigen Augenblick wie gerufen vorbeigekommen ist! Ich bin beeindruckt und finde das eine Superidee, sie sind zu zweit, mannfrau kann sie anrufen und sie kommen zu den Leuten nach Hause und flicken die Velos gerade vor Ort. Sie haben alles dabei inklusive so einem Veloständer (weiss den korrekten Namen nicht), mit dem mannfrau das Velo so „aufbocken“ kann. Superidee!!! Denke sowas könnte in Zürich auf funktionieren…
 
So können Sibylle und ich doch auf dem Velo zum Hotel fahren… das heisst wir gehen gleich bei meinem kleinen Lieblingsplatz in die Pizzeria von vorgestern…
 

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