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31. Juli 2015

Für heute sind die Wetteraussichten also nicht gut – am Morgen soll’s regnen. Deshalb habe ich ja eben diese zwei eher kurzen Etappen von gestern und auch heute eingeschaltet. Denn innerhalb der morgigen ca. 65km gibt es gemäss Karte keine Möglichkeiten um einen Stopp einzulegen und zu übernachten – ganz wenige Weiler und  zwei kleinste Dörflein.

Um halb sieben schaue ich aus dem Fenster, der Himmel blau aber von Westen schiebt sich schnell eine dunkle Wolkenwand heran. Um sieben regnet’s… mal sehen… bleibe auf alle Fälle noch eine halbe Stunde liegen in meinem teuren Bett. Das Frühstück… normal.

Gegen zehn hört’s auf zu regnen, der Himmel immer noch dunkel, aber trotzdem beschliesse ich abzufahren. Es ist kühl, habe Jacke und lange Hosen an. Ich muss über die Garonne nach Langon. Sind immer Engpässe diese Brücken, es gibt nicht viele Brücken über die Flüsse – war schon an der Loire so – also konzentriert sich der ganze Verkehr auf wenig Brücken, entsprechend wichtig sind die Strassen und entsprechend dicht das Blechbüchsenaufkommen. Nicht angenehm für Velofahrer. Auch die Eisenbahn überquert den Fluss gleich nebenan.

Langon… so auf die schnelle nicht’s Spezielles… aber bei dem Wetter sieht auch alles weniger lieblich aus. Die Häuser, die bei sonnigem Wetter ihren Charme haben, machen bei regnerischem Wetter einen trostlosen Eindruck… vielleicht ist es auch eher die eigene Wetterstimmung die das alles beeinflusst. Wie auch immer – ich fahre schnell durch Langon und finde meine D222… schon in Langon und bei der Ausfahrt erst recht, fängt es immer mehr an zu regnen, beschliesse meine Regenjacke und Hose anzuziehen. Unter der Autobahnbrücke, sehr romantisch 😉, mache ich den Kleiderwechsel. Zwei unangenehme Kilometer auf der doch (obwohl weiss) stark befahrenen Strasse, finde ich die Abzweigung auf die kleine Nebenstrasse. Durch Felder, Wiesen und Wein fahre ich bis Roaillan. Ein kleines Kaff und doch mit vielen dieser typischen, einstöckigen neuen Einfamilienhäuser, vermutlich kostet das Land hier wenig, so dass sich die Leute doch ein eigenes Haus leisten können – und so günstig wohnen. Vielleicht ist das auch diese Immobilienblase von der immer wieder gesprochen wird. Auf alle Fälle regnet es inzwischen so stark, dass ich beschliesse abzuwarten – die örtliche Bar hat leider geschlossen, wirklich ein Kaff. Bei der Mairie, gleich vor der Bibliothek Intercomunale (so ist die Bibliothek auch mal für was Andres gut) finde ich ein so weit überstehendes Dach, dass ich unterstehen kann. So warte ich halt ab…

Nach etwa einer halben Stunde regnet es weniger und schliesslich hört es ganz auf… die Stimmung weiterhin grau und feucht… aber kein Regen mehr. Auf einer dieser Karten vom Office de Tourisme, habe ich einen Veloweg ab Roaillan gefunden – wieder auf einem alten Eisenbahntrasse… ich muss ein bischen suchen finde ihn aber schliesslich…

Ein tipp topper Veloweg, neu alsphaltiert und der Start auch gut beschildert… nur der Weg dorthin ist nicht beschildert oder ich habe es, trotz meiner Erfahrung, nicht gesehen. Bis Villandraut nur noch 11km – ein Katzensprung. Der Weg führt einfach geradeaus… durch Wald… beeindruckt mich, ich habe auf der Karte gesehen,  dass die ganze Gegend bewaldet ist und es heisst, es seien die grössten zusammenhängenden Wälder Frankreichs – allerdings sind es künstliche Wälder – Monokulturen – eigentlich mehr oder weniger alles Kiefern. Aber es rollt schnell auf diesem Weg… bald bin ich in Uzeste… hier, quasi mitten im Wald… ein kleiner Ort und eine riesige Kirche – einfach so. Offenbar war es hier nicht immer so ruhig.

Dann weiter nach Villandraut… der Himmel hat immer mehr aufgerissen – inzwischen ist er  blau mit Wolken durchsetz…. halb Zwei und ich bin schon am Ziel und habe Hunger. Das Hotel de Got ist schnell gefunden fahre aber noch schnell so durch’s Dorf um mir einen Überblick zu verschaffen. In der Brasserie neben dem Hotel wird zu Mittag gegessen. Trotzdem frage ich an der Bar nach einem Sandwich. Die hübsche Bedienung fragt den Barmann, ob ich ein Sandwich haben kann… er nauschelt irgendwas in sich hinein… „bäh, Sandwich!… il doit manger“… das macht der Bedienung aber offenbar keinen Eindruck, sie geht in die Küche und ruft lautstark nach einem Sandwich, fragt mich was ich trinken will und bringt mir bald mit strahlendem Lächeln das Sandwich. Ich setze mich vor die Brassierie auf die Terasse und geniesse mein Coci mit Sandwich 😀…

Danach versuche ich in’s Hotel zu kommen, liegt gleich neben der Brasserie. Aber an der Tür hängt ein Zettel, wenn geschlossen bitte nebenan in der Bar melden 😏 – also nochmals zurück zu diesem unfreundlichen Barmann, wieder ist er unfreundlich, bisschen weniger, aber doch noch. Laut ruft er nach seiner hübschen Bedienung „c’est quelqu’un pour ton hôtel“… irgendwie gehören die also zusammen, Hotel und Brasserie…

Sie begleitet mich zum Hotel, wir stellen mein Velo in die Garage, Schlüssel- und Codeübergabe (für die Türe am Abend und Internet 😉). Duschen, kleine Siesta, dann schlendere ich durch’s dorf, gibt nicht viel zu sehen, zum Chateau de Villandraut. Ist aber eigentlich nur eine Ruine, allerdings mit einer Kunstausstellung… na ja… aber der Eintritt kostet auch nur 1 Euro.

Am Abend dann Apéro-Bier vor der Brasserie, der Koch, jung und sympatisch, in seinem schwarzen Kochgewand… danach Abendessen – wieder, für diesen Ort, sehr fein – habe das schon am Mittag gedacht – irgendwie, das ist so eine Brasserie, in der das Essen fein sein könnte. Grillierte Dorade (ganzer Fisch mit Kopf und Schwanz) mit Gemüse und etwas Basmatireis an einer feinen Sauce!! Wirklich gut… dazu ein ausgezeichneter Weisser… danach nehm ich noch ein Assortement des Fromage avec un verre rouge… eben ein Leben wie Gott in Frankreich…

Nachdem Café gehe ich an die Bar um zu zahlen, beim Monsieur, der mich fragt ob ich auch gleich das Zimmer et le petit déjeuner bezahlen möchte, OK… und jetzt sehe ich das Hochzeitfoto von ihm und der hübschen Bedienung über der Kasse… ahaaa… schaue mir die Rechnung an, irgendwie fehlt das Getränk, Wein und Bier… mache den Chef darauf aufmerksam… und! das Getränk geht auf’s Haus, da er so unfreundlich gewesen sei heute Mittag und ausserdem sagt er noch mit einem Lächeln jetzt, dass es einem die Frauen nicht immer leicht machen, soviel ich verstehe…. 😉 et… oui, ça c’est comme ça…

Alles Bestens… trotz verregnetem Tagesbeginn…

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