
Definitiv nicht mehr alleine…
Heute fahren wir von Saumur Richtung Angers, das wir vermutlich rechts liegen lassen… wir waren erst gerade in Tours und haben beide keine Lust auf Stadt. Der nächste grosse Ort in Tagesetappenentfernung heisst Les-Ponts-de-Cé, unterhalb von Angers, ca. 50 km von Saumur… müssten also gegen Mittag dort sein.
Aber jetzt um 7 Uhr in der Früh fahren wir erst mal ohne Frühstück in Samur los, wie meist, der Loire entlang… Ausgangs Saumur liegen einige wirklich grosse Caves (Weinkellereien) entlang der Strasse…
Im Licht der Morgensonne radeln wir durch Chênehutte (??? heisst wirklich so), Trèves und Cunault, drei kleine Orte, sehr gepflegt… schön renovierte alte Häuser.. kleine Schlösschen… in jedem eine Kirche aus dem 10. oder gar 9. Jahrhundert… also wirklich alt. Die Krönung ist die Priorei von Cunault, eine mächtige grosse alte Basilika aus dem 11. Jahrhundert… beeindruckend, leider um halb acht morgens noch geschlossen.
In Cunault verlässt der Veloweg die Loire für 4 km und wir, respektive ich, frage mich weshalb. Eigentlich könnten wir einfach auf der wenig befahrenen Strasse weiterfahren bis Gennes, wo es auf der Karte nach Frühstück aussieht… mit der Zeit bekommt mann einen Riecher dafür in welchen Orten es Bäckereien und Bars gibt, die offen haben.
Aber wir vertrauen der Wegführung, die mannfrau nicht grundlos einen kleinen Umweg fahren lässt. Und tatsächlich, nach etwa 2 km kommen wir an einem wundervollen kleinen See vorbei… zu dieser Tageszeit ein kleines Paradies…
In Gennes, wie erwartet, Bäckerei und Bar und somit Frühstück… inzwischen ist es halb neun… die Wetteraussichten für heute und die kommenden Tage übrigens sonnig mit leichter Bewölkung, aber kein Regen und angenehme Temperaturen um die 25 Grad… ich habe wirklich einen Traumsommer erwischt für meine Tour quer durch Frankreich!!
Weiter, immer der Loire entlang durch verschlafene kleine Weiler und Dörfer…
In St-Rémy-la-Varenne wechseln wir das Loireufer, dann weiter von St-Mathurin-sur-Loire aus etwas entfernt von der Loire durch Felder und Weiden… wir kommen sogar an einigen Hanffeldern vorbei und nehmen an es handelt sich um THC-freien Hanf ;-)…
Wie mannfrau liest, gibt es nichts Spektakuläres zu berichten… aber die Wege führen wie immer wunderschön auf kleinen Strässschen und Feldwegen durch dieses weite weite Land, diesem langen langen Fluss entlang.
In La Daguentière zweigt der Weg nach Angers ab und wir entscheiden uns bei einer Cola einstimmig Angers wirklich rechts liegen zu lassen und mal bis Les Ponts-de-Cé weiterzufahren.
Kurz nach zwölf erreichen wir diese Les Ponts, ein kleines verschlafenes Nest… zur Mittagszeit ist alles geschlossen, aber es hätte alles was mannfrau zum Leben braucht… wenn es nach mir ginge könnten wir hierbleiben und den Rest des Tages mit Sein verbringen, es ist nicht mehr weit ans Meer und wir haben noch Zeit… nächsten Mittwoch, Donnerstag sind wir längstens am Meer. Nur, es geht jetzt nicht mehr nur nach mir und, mein Problem, ich drücke meine Wünsche zu wenig klar aus. Sibylle ist es noch zu früh um den Tag „abzuschliessen“…
Na ja, also dann halt weiter.. ein paar Kilometer weiter in Ste-Gemmes-sur-Loire wird frau doch müde und möchte etwas zu Essen kaufen… NUR in diesen verschlafenen Nestern haben die Läden meist von 12 bis 14 oder 15 Uhr geschlossen… wir finden nur noch eine Bäckerei und kaufen ein, wenigstens, knuspriges Baguette mit Körnern… an der Loire ist eine schöne grosse Wiese mit grossen alten Bäumen, unter die wir uns legen…
Ist ja alles wunderbar… entspricht einfach nicht meinen bisherigen Gewohnheiten meine Kilometer durchzuziehen bis so vielleicht 2 oder höchstens 3 Uhr und dann den Rest des Nachmittags zu verplempern… lange Pausen und dann doch nochmal 20, 30 Kilometer fahren zu „müssen“ war bisher einfach nicht mein Ding… und jetzt kommt eine gewisse Unflexibilität meinerseits auf… Stimmungsbarometer ist am sinken… leichter Unmut kommt auf, den ich jedoch unterdrücke…
Nach dem Mittagsschlaf findet es frau dann endlich an der Zeit weiterzufahren… OK, also dann… wir überqueren La Maine, ein grosser Zufluss zur Loire, kurz vor der Mündung… kommen nach Bouchemaine, einem total verschlafenen Dörflein und fahren weiter und weiter, Kilometer um Kilometer… der Weg ist wunderschön, die Temperatur trotz Nachmittag sehr angenehm… trotzdem, mann mag einfach nicht den ganzen Tag Pedalen und das Stimmungsbarometer sinkt und sinkt… missmutig trample ich hinter Sibylle her ;-)…. und das Alles nur weil ich meinen Willen manchmal nicht klar äussere…
La Savennieres, eine Kirche ist vorhanden, mehr aber auch nicht… inzwischen ist es halb fünf…. dann endlich in La Possonnière finden wir ein Restaurent namens La Taverne mit Hotel, heute den letzten Tag geöffnet bevor sie dann für 3 Wochen Ferien machen… aber die interessante und freundliche Frau hat keine Zimmer mehr, ich vermute mal sie hat einfach keine Lust vor den Ferien…. aber sie ist trotzdem freundlich und das Restaurant sieht echt spannend aus… sie empfiehlt uns ein Chambre d’Hôte, ich rufe an und tatsächlich hat die Dame noch ein Zimmer frei… also reservieren wir einen Tisch für heute Abend, da es sonst vermutlich nichts gibt und das Ganze wirklich ansprechend aussieht, zu dem noch ein Konzert angekündigt ist… und machen uns nach der Wegbeschreibung auf den Weg zu unserem Zimmer…
Es sind noch etwa drei Kilometer und wir finden das Haus auf anhieb… nach einigem Geklingel und einem nochmaligem Anruf öffnet sich dann das Tor endlich und la Dame empfängt uns… eine etwas schrullige alte Dame, aber absolut fit und sehr mitteilsam… aber das Zimmer ist tipptopp…
Mein Stimmungsbarometer pegelt sich auf tiefstem Niveau wieder etwas ein… ich grummle vor mich hin, was natürlich die Kommunikation mit Sibylle nicht gerade einfach gestaltet…
Trotzdem wir duschen und „müssen“ uns dann schon auf den Weg zum Abendessen machen, also keine Zeit zum Sein ;-)… sehr schlecht für meine Stimmung… trotzdem finden wir an der Loire NOCH ein kleines Restaurant, den Tipp hatte uns die mitteilsame Dame gegeben, wo ich endlich ein Bier kriege… Stimmungsbarometer steigt ganz leicht… langsam taue ich wieder etwas auf und kann Sibylle mitteilen, dass es einfach nicht mein Ding ist den ganzen Tag zu trampeln… natürlich bin ich da etwas unflexibel… aber so ist es nunmal…
Dann gehen wir Essen… das Restaurant hält was es verspricht… die Musik… na ja… gibt besseres… aber meine Stimmung ist doch inzwischen wieder bei 6 bis 7 angelangt… Tendenz langsam steigend…
Bin nun definitiv nicht mehr alleine und geniesse das ja auch… aber zu Zweit müssen eben diese berühmten Kompromisse eingegangen werden… c’est la vie…
Ciao jorgos, ja so ist das halt …. Eine gute übung für dich um für deine interessen und bedürfnisse einzustehen. Ich glaube nicht dass das ein problem ist für sybile, sondern im gegenteil 😉 ein mann mit eiern ist für die damen immer interessant 🙂 das ist nicht einfach, klar, dass weiss ich aus eigener erfahrung sehr gut… Trotzdem, ich ermuntere dich dazu deine bedürfnisse und interessen gegenüber sybille kundzutun und vermehrt auch durchzusetzen 🙂 du kannst nur gewinnen :-)) ich bin jetzt gerade auf einer rinderalp am kinder- und rinderhüten weil der hirt einen gleitschirmabsturz hatte und nun im spital liegt 🙁 aber mir gefällt es gut, vor allem mit den rindern. 😉 und es tut auch meiner fitness gut jeden tag ein paar hundert höhenmeter zu absolvieren…. Dir/ euch weiterhin eine spannende reise, auch zu euch selbst 🙂 in norwegen letztes jahr habe ich ja dieselben erfahrungen gemacht und die zeit welche ich alleine unterwegs war habe ich als total easy in erinnerung… Ist dich klar, wenn du jeden tag so gestalten kannst wie du willst und keine diskussionen führen musst… Aber eben, ein leben als einsiedler ist ja dann auch nicht unbedingt dass was wir uns längerfristig wünschen?! Wir suchen unsere wege wohl ein ganzes leben lang 🙂 bisous a tous