
Bodenrausch
Wilfred Bommert
“Bodenrausch – die globale Jagd nach den Äckern der Welt”
384 Seite
ISBN: 978-3-8479-0005-4
Eichborn Verlag
Gelesen vom 8.1. bis 10.2.2013
Ein erschreckendes, aufrüttelndes Buch. Es war mir nicht bewusst, wie Boden, vor allem seit der Finanzkrise 2008, zu einem Spekulationsobjekt geworden ist. Staaten wie China, Saudi-Arabien und Indien, multinationale Energie-, Rohstoff- oder Finanzkonzerne und reiche Privatanleger investieren in Grund und Boden – ob in Afrika, Asien oder Südamerika. Das Land ist billig in der südlichen Hemisphäre, heisser als Gold und es wirft gigantischen Profit ab. Kapital- und Energiemärkte bemächtigen sich des Bodens, der Grundlage der Welternährung. Gier bestimmt das zynische Geschäft mit dem Hunger.
Der Wettlauf um die besten Böden der Welt, der Lebensgrundlage allen Wirtschaftens, ist in vollem Gange: Eine Fläche so groß wie Westeuropa, schätzungsweise rund 220 Millionen Hektar, hat seit Beginn des 21. Jahrhunderts den Besitzer gewechselt.
Ob als Produktionsort für Export-Gemüse und Biotreibstoff oder als Spekulationsobjekt, Land ist begehrter denn je. Staaten wie China und Indien, multinationale Energie- und Rohstoffkonzerne, Banken, Versicherungen und reiche Privatanleger investieren in Grund und Boden. Bevorzugt dort, wo er billig ist, die Eigentumsverhältnisse unübersichtlich sind, die Korruption blüht und zivilgesellschaftliche Strukturen fehlen: in Afrika, Asien, Südamerika oder Osteuropa. Und nicht selten machen die neuen Landlords Jagd auf die Äcker ausgerechnet in jenen Ländern, in denen die eigene Bevölkerung hungert wie in Äthiopien, im Sudan oder in Kenia.
Profit, der den Hunger schürt. Die angestammte Landbevölkerung, Kleinbauern und Viehzüchter, wird einfach von Ihren Feldern vertrieben und ziehen gezwungenermassen in die Vorortslums der Städte. Als Alternative bleibt Ihnen für die neuen Besitzer für Hungerlöhn zu arbeiten: Gemüse für Arabien, Mais oder Zuckerrohr für unseren “Bio”-Diesel, Rosen für unsere Supermärkte ect. anzubauen.
Wilfried Bommert beschreibt diesen beispiellosen „Bodenrausch”, der mit dem Crash der Finanzmärkte und der Explosion der Lebensmittelpreise 2007/2008 begann und dessen Ende nicht abzusehen ist. Etwa 40 Prozent der Ackerfläche der Welt stehen nach Schätzungen derzeit zum Verkauf. Land ist heißer als Gold. Es gilt als krisensichere Investition und wirft mit zweistelligen Renditen gigantischen Profit ab.
Aber Wilfried Bommert klagt nicht nur an… er formuliert auch politische Forderungen und Lösungsvorschläge:
Natürlich gehören dazu weniger Fleischkonsum, die Abkehr vom Biosprit und der Stopp der Massenvernichtung von Lebensmitteln in Handel und privaten Haushalten. Auch eine internationale Konvention, um spekulativen Landgeschäften Einhalt zu gebieten, und die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft durch die Weltbank hält Wilfried Bommert für dringend geboten. Einmal mehr: nicht nur, aber doch… vieles liegt in unseren Händen also Konsumenten – denn, was nicht gekauft wird – wird auch nicht mehr produziert.
Und hier noch ein Beitrag vom ARD – Titel,Thesen,Temperamente zum Thema:
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